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Projekte

... zur Bekämpfung der TB

Neben den vielen kleineren Projekten in der ganzen Welt, die wir beratend begleiten, hat das Kuratorium Tuberkulose in der Welt über die letzten Jahre geholfen, viele Laboratorien aufzubauen, so z.B. auch im Togo und in Mozambique.
Die im Folgenden vorgestellten Projekte stellen derzeit die Kernarbeit des Kuratoriums dar. Dabei bieten wir Supervision und regelmäßige Qualitätskontrollen und natürlich Schulung als Hilfe zur Selbsthilfe.

Bolivien

ICON Projekte Bolivien

Bolivien:

TB-Zentren Santa Cruz

Bolivien im Herzen Lateinamerikas gehört zu den ärmsten Ländern der Welt. Verarmte Bauern und arbeitslose Minenarbeiter hausen in städtischen Elendsquartieren auf engstem Raum, was die Ausbreitung der Tuberkulose fördert. 325 von 100.000 Einwohnern erkranken an dieser Seuche.

  • In Santa Cruz wurden mit Spendenmitteln des Kuratoriums und Geldern des BMZ (Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung) 1982 und 1987 zwei Behandlungszentren für TB-Kranke geschaffen.
  • Beide Einrichtungen sind mit bakteriologischem Labor, Röntgengerät und Apotheke ausgestattet. Diagnostik und Therapie liegen ausschließlich in den Händen von einheimischen Fachkräften.
  • Seit 1983 wurden über 84.000 Menschen von Ärzten peripherer Gesundheitseinrichtungen in unsere Zentren überwiesen und dort untersucht. Bei über 19.000 Kranken bestätigte sich der TB-Verdacht.
  • Von den nach internationalen Standards behandelten Patienten wurden über 80% geheilt.
  • Unser Labor wurde im Jahr 2001 zum Referenzlabor ernannt und übernimmt damit die Verpflichtung, die Ausbildung in allen Labors der Region sowie die Qualitätssicherung zu übernehmen. Dieses Projekt wird auch vom BMZ gefördert.
Bolivien war das Land, in dem alles begann.

Erfolgreiche Hilfe über viele Jahre

Das Kuratorium Tuberkulose in der Welt e.V. unterstützt seit über 30 Jahren erfolgreich Projekte zur Bekämpfung der Tuberkulose in Entwicklungs­ländern. Bolivien war das Land, in dem alles begann. Der gemeinnützige Gautinger Verein wurde 1979 gegründet. Seitdem leisten wir gezielt Hilfe zur Selbsthilfe im Kampf gegen Tuberkulose. Unsere ehrenamtlichen Mitglieder sind vorwie­gend Ärzte und Laborexperten. Mit viel Motivation, Erfahrung und Fachkenntnis arbeiten wir Hand in Hand mit lokalen und internationalen Organisatio­nen, um die Ärmsten der Armen von Tuberkulose zu heilen und vor der Seuche zu schützen.

Helfen Sie mit!

Wir helfen Menschen in Bolivien.
Oktober/November 2019

Reisebericht Bolivien 2019

Mein Flug von Frankfurt am Main nach Santa Cruz de la Sierra (SCZ) in Bolivien war für den 24. Oktober 2019 geplant. Am Abend vor meiner Abreise rief mich aus SCZ unsere Reprä-sentantin Frau I. Patiño an. Sie berichtete von Protesten und Straßensperren im Land und riet mir, ein Taxi zu ihr nach Hause zu nehmen, weil sie mich nicht abholen könne.

Da das Auswärtige Amt nicht vor Reisen nach Bolivien gewarnt hatte, fuhr ich wie geplant ab, zumal die Mitarbeiterinnen des Kuratoriums Tuberkulose in der Welt e. V. (KTW) alles hervorragend vorbereitet hatten und die dringend benötigten Labormaterialien bereits in meinem Koffer und Rucksack verstaut waren.

Probleme bereiteten weder der deutsche Zoll in Frankfurt noch die Zollabfertigung in SCZ. Am Flughafenausgang fand ich in der Früh´ um 6.00 Uhr auch gleich ein weiß-blaues Taxi, das mich allerdings nur bis zum 5. Stadtring brachte. Dort standen Lkws quer. Jugendliche mit Knüppeln bewachten die Absperrung. Sie sorgten für Stillstand („paro“). Ein junger Mann mit „Bayern-München-Trikot“ bot an, mich ins Stadtzentrum zu bringen. Ich folgte ihm zu seinem Taxi jenseits der Absperrung, indem ich unter einem Lkw-Anhänger durchkroch. Er hatte vermutlich Schmiergeld gezahlt, um bis hierher zu gelangen.

Er fuhr auf Nebenstraßen an bewachten und unbewachten Straßensperren vorbei. Am Sonntagmorgen waren die Straßen menschenleer, die Geschäfte geschlossen. Militär oder Polizei sah ich nicht. Die Barrikaden bestanden aus Reifen, Müllsäcken, Pflastersteinen und Ästen. Sie waren offensichtig eilig errichtet worden und verhinderten, dass Autofahrer die großen Ausfallstraßen benutzten. Schließlich setzte mich der junge Mann vor der angegebenen Adresse ab.

Trotz dieser Schwierigkeiten gelangten Labormaterial und Line-Probe-Assays (LPA) unter Einhaltung der Kühlkette unbeschadet ins Labor. Ich war erleichtert. Denn Frau A. Steinberger und Frau H. Lindau hatten sich in Gauting alle Mühe gegeben, die Sachen rechtzeitig vor meiner Abreise zu besorgen und die Zollformalitäten vorzubereiten. Es galt die KTW-Zusage einzuhalten, das Nationale Tuberkulose-Kontrollprogramm (NTP) bei der Einführung der LPA in Bolivien zu unterstützen. Darüber hinaus hatte auf Antrag des KTW die Stiftung Tuberkulose-Hilfe Würzburg dankenswerterweise einen wesentlichen Teil der Beschaffungskosten für die Tests übernommen.

Proteste im Land hatten das Leben wiederholt lahmgelegt, meist nur für wenige Tage. Deshalb rechnete Frau I. Patiño mit dem baldigen Ende des „paro“. Doch der Stillstand dauerte an. Er verhinderte Treffen und Gespräche mit der Leitung unserer Partnerorganisation dem Roten Kreuz oder den Vertretern der staatlichen Gesundheitsbehörde.

Aufgrund der Straßensperren konnten z. B. unsere Mitarbeiter*Innen nicht mit öffentlichen Verkehrsmitteln ins S3-Labor und in die Zentren gelangen. Sie mussten zu Fuß gehen oder das Fahrrad nehmen. Manche waren mehr als eine Stunde unterwegs. Denn die Mitglieder des Bürgerkomitees (Comité Cívico) ließen nur Fußgänger, Radfahrer und Pkw sowie Lkw mit Sondergenehmigung (Ambulanzwagen, Lebensmitteltransporte etc.) passieren. Motorradfahrer mussten absteigen und das Motorrad um die Barrikaden herumschieben. An einigen Orten kam es zu gewalttätigen Auseinandersetzungen mit Toten.

Frau I. Patiño organisierte für Freitag, den 1.11.19 eine Personalversammlung im Zentrum II. Sie fuhr mit dem Fahrrad. Mich nahm ein Arzt auf dem Sozius seines Motorrads mit. Ohne seinen Arztausweis hätten wir die Sperren nicht passieren dürfen. Den Mitarbeiter*Innen erläuterte ich die Entscheidungen des erweiterten KTW-Vorstands vom 17.10.2019 und dankte ihnen für ihr Engagement, den Laborbetrieb in dieser schwierigen Zeit aufrechtzuerhalten. Ich informierte sie über die Verlängerung des Übereinkommens mit dem Roten Kreuz, über die geplante Schließung des klinischen Teils der Zentren und die Verlegung des Labors im Zentrum I ins S3-Labor. Leider gelang es nicht, mit den zuständigen Stellen einen Zeitplan für diese Maßnahmen zu vereinbaren.

Ich prüfte stichprobenartig die Abrechnungsunterlagen des Projektes für 2019. Abweichungen stellte ich nicht fest.

Da meine Bewegungsfreiheit durch den Stillstand massiv eingeschränkt war, konnte ich weiter nichts unternehmen. Denn anders, als zunächst erwartet, beruhigte sich die Situation nicht, sondern drohte außer Kontrolle zu geraten. Auf der Massen-Versammlung am Samstag, den 2.11.19 hatte der Vorsitzende des Bürgerkomitees in SCZ unter tosendem Beifall dem Staatspräsidenten E. Morales in La Paz ein Ultimatum von 48 h gestellt, um aus Bolivien zu verschwinden. Da sich der Ausgang des Ultimatums nicht abschätzen ließ, reiste ich vorzeitig am Montagmittag, den 4.11.19 aus SCZ ab.

Aktuelles

Die Covid-19-Pandemie hat auch in Bolivien zu einem „shut down“ geführt. Seit Sonntag, den 22.03.2020 herrscht in SCZ „totale Quarantäne“, wie Frau I. Patiño schrieb. Der Betrieb in unseren TB-Einrichtungen läuft weiter, da sie erreichen konnte, dass die Mitarbeiter*Innen mit einem Pkw der staatlichen Gesundheitsbehörde daheim abgeholt und zum Arbeitsplatz gebracht werden. Die Auswertung der Laborleistungen ergab, dass 2019 trotz „paro“ mehr Tuberkulosebakterien-Kulturen angesetzt und abgelesen wurden als 2018. Auch die Anzahl der GeneXpert-Tests konnte gegenüber dem Vorjahr deutlich gesteigert werden.

Dr.G. Loytved

Oktober/November 2016

Reisebericht Bolivien 2016

Im Oktober/November 2016 besuchte ich unsere Tuberkulose-Zentren in Santa Cruz/Bolivien. Wie auch schon in den letzten Jahren erfüllen sie ihre Funktion als Diagnose- und Therapieeinrichtungen in hervorragender Weise und das gesamte Personal ist hochmotiviert. Das neue und moderne Labor im Zentrum II hat sich sehr gut im nationalen Tuberkulose-Programm etabliert und genießt in Fachkreisen eine hohe Anerkennung als Referenzlabor.

Der bauliche Zustand im Zentrum I bedarf einiger  Renovierungen, welche ich während meines Aufenthaltes initiiert habe. Auch hier versteht es die Direktorin  beider Einrichtungen, Frau Patino, dieses  in bewährter Weise zu managen und mit Leben zu erfüllen.

Ich konnte mich wieder einmal davon überzeugen, dass unsere Spendengelder sparsam, aber sinn- und zweckvoll und den Zielen des Kuratorium entsprechend angelegt werden.

Dr.Ralf Mütterlein

Januar 2015

Laboreinweihung Santa Cruz

Am 29.Januar 2015 eröffnete der deutsche Botschafter in Santa Cruz Herr Dr. Linder zusammen mit Frau Patino, der Projektverantwortlichen vor Ort, das komplett nach den neuesten Richtlinien zur Bekämpfung der Tuberkulose umgebaute und renovierte S3-Labor. Wir danken dem BMZ, das 75% der Gelder für den Umbau, die Geräte und die nun nötigen Schulungen zur Verfügung gestellt hat, sowie unseren großzügigen Spendern, die es ermöglicht haben, dass wir 25% der Kosten selbst finanzieren konnten. Und natürlich dem Architekten Herrn Schrupp, der zusammen mit Frau Patino ein wunderbares, freundliches Labor geschaffen hat, in dem die Mitarbeiter gerne arbeiten werden und eine optimale Patientenversorgung gewährleistet ist.

Projekte Bolivien

Weitere Berichte aus Bolivien

Reisebericht Bolivien 2014

Meine Reise nach Santa Cruz/Bolivien vom 29.10.2014 bis 15.11.2014 – Dr. med. R. MütterleinDr. med. R. Mütterlein

Ich habe meinen Flug bereits im Februar diesen Jahres geplant. Bei einer zunächst schnellen Verbindung (München-Madrid-Lima-St. Cruz) kam es in der Folgezeit immer wieder zu Flugplanänderungen, welche abenteuerlichen Zwischenstopps beinhalteten. Zum Schluss und nach 5-maliger Änderung wurde wieder der alte Flugplan angeboten. Außerdem habe ich im Vorfeld über das Internet ein Hotel gebucht. Es war das Hotel Misional nahe an der Plaza.

Bei meiner Ankunft dort erwartete mich ein relativ kleines Zimmer mit einen noch kleineren Fenster, zwar sauber, aber extrem klein. Außerdem war das Hotel nachts und ab morgens 6.00 Uhr laut, sodass von einer erholsamen Nacht kaum gesprochen werden konnte. Nach eine Woche habe ich gewechselt in das Hotel Arenal, welches ein deutlich größeres Zimmer und ein ruhigeres Ambiente angeboten hat. Dort habe ich mich auch bis zu meiner Abreise recht wohl gefühlt.

Santa Cruz
Die Stadt ist offensichtlich in den letzten Jahren weiter gewachsen und hat geschätzt etwa 2 Millionen Einwohner. Man spürt die Hektik und den Druck, der auf dieser Stadt lastet, an allen Orten, nichts ist mehr vergleichbar mit dem alten Santa Cruz von vor 25 Jahren. In der ganzen Stadt fallen vermehrt neue, große und teure Autos auf, auch in den Geschäften ist alles extrem teuer, auch wenn sämtliche Waren der westlichen Welt verfügbar sind. Dem Land scheint es demnach wirtschaftlich gut zu gehen, was nicht zuletzt auf den vermehrten Koka- bzw. Kokainhandel zurückzuführen ist. Außerdem hat der Präsident eine sehr rigide Steuerpolitik eingeführt, welche jeden, der Steuer hinterziehen möchte, mit hohen Strafen belegt.

Das Centrum I
Das Centro I ist baulich in einem guten Zustand, ein Reparaturstau zeigt sich hier nicht. Es wirkt sauber und gepflegt, alle technischen Einheiten funktionieren offensichtlich zufriedenstellend.
Ich habe mit Frau Patiño über viele Stunden eine Inventur im Centro I durchgeführt und eine dementsprechende Liste angelegt. Diese Liste wird von Frau Patiño in ihrem Büro ausgehängt.
Die Klimaanlage in der Patienten-Rezeption ist defekt, ein Aufenthalt in diesen Räumen bei hohen Temperaturen ist nahezu unzumutbar. Ich habe deshalb die Anschaffung einer neuen Klimaanlage für diesen Raum initiiert, sie sollte inzwischen eingebaut sein. Über das Außenwaschbecken sollte ein Dach errichtet werden, um dort auch bei starker Sonneneinstrahlung bzw. Regen arbeiten zu können. Die Ausführung wurde angeordnet.

Das Centrum II
Das Centro II wirkt nach seinem Umbau deutlich solider und ansprechender als vorher und ist somit bereits optisch ein Blickfang. Auch die Außenanlage ist gepflegt und entspricht nun den äußeren Anforderungen an ein modernes Labor- Dienstleistungszentrum. Am 12.11.2014 erfolgte die Bauabnahme. Die einzelnen Posten wurden durchgegangen und als sachgerecht durchgeführt abgehakt bzw. zur weiteren Besprechung offen gelassen.

Zusammenfassend ist festzustellen, dass der Umbau des Labors sorgfältig und gut koordiniert durchgeführt wurde. Vor alle Fenster und Türen wurden nachträglich abschließbare Gitter angebracht, um das teure Inventar vor Einbruch und Diebstahl zu schützen. Diese Maßnahme erscheint mir äußerst sinnvoll.

Bei meiner Abreise war das Labor gereinigt und einsatzbereit, der Umzug von Centro I ins Centro II sollte in der 47. KW erfolgen.

Das Personal
Das Personal der beiden Centren erschien mir gut motiviert ebenso wie gut weitergebildet. In einigen Einzelgesprächen konnte ich eine große Zufriedenheit und Loyalität mit dem Arbeitgeber Rotes Kreuz/Kuratorium feststellen, was sich ebenfalls positiv auf die Arbeitsleistung auswirkt. Besonders die gute Logistik und die Führung von Frau Patiño tragen dazu bei, dass die Mitarbeiterinnen trotz oft finanziell besserer Angebote anderer Arbeitgeber in großer Loyalität mit ihrem Arbeitsplatz verbunden sind und dort auch verbleiben. Es ist auch für die Zukunft zu erwarten, dass sich diese positive Arbeitseinstellung auf die Leistung der beiden Centren äußerst positiv auswirken wird.

MDR-TB:
Weiterhin verantwortlich für die Betreuung von MDR-Tb-Patienten ist Dr. Daniel Enzinas, welcher sein Büro und seinen Behandlungsraum im ersten Stock des Centro I hat. In mehreren persönlichen Gesprächen erklärte er die Probleme mit diesen Patienten auf dem Land mit der Forderung, dass zur Betreuung dieser Patienten viele andere Menschen mit eingebunden werden müssten (z.B. Bürgermeister, Arzt, Familie, Krankenschwester etc.). Die Betreuung muss gut organisiert sein und die Betroffenen müssten hinsichtlich ihrer Behandlung regelmäßig geschult werden.

Offensichtlich kommt es bei der Behandlung von MDR-Patienten häufig heftigen unerwünschten Arzneinebenwirkungen. Trotz Vorliegen einer staatlichen Anordnung weigern sich die Krankenhäuser, diese Patienten zur Behandlung ihrer Nebenwirkungen aufzunehmen. Die Intensivstationen fordern zurzeit 250 US$ pro Tag für solche Fälle, die jedoch kein Patient aufbringen kann. Im nationalen Programm zur Bekämpfung der Tuberkulose bzw. beim Management von MDR-Patienten herrschen weiterhin Neid und Machtkämpfe untereinander.

Am Rande:
Ich nahm wieder an einer Patientenversammlung der Patienten des Centrum I in den Räumen des Roten Kreuzes teil. Wiederum imponierte mir die Wärme und Zuwendung von Dr. Gonzales bezüglich seiner Patienten. Auch das kleine Direktorium des Roten Kreuzes lud mich zu einer Begrüßungsveranstaltung ein, bei welcher einige gemeinsame Probleme zur Sprache kamen.

Das Personal der Centren hat mich zu einem kleinen Begrüßungsabend mit Essen eingeladen. Vor meiner Abreise habe ich ebenfalls das Personal der beiden Centren sowie das Direktorium des Roten Kreuzes zu einem Abschiedsessen eingeladen.

Zusammenfassung:
Meine Hauptaufgabe während des diesjährigen Besuches war die Remodulation bzw. –Organisation des Centrums II zu überblicken und organisatorisch noch zu vervollständigen. Der Umbau ist sehr gut gelungen. Die Leitung der beiden Centren wird weiterhin von Frau Patiño in bewährter Weise durchgeführt. Vor allem ihre Personalpolitik trägt einen hohen Beitrag dazu bei, dass die Mitarbeiterinnen hochmotiviert und gut ausgebildet ihre Arbeit verrichten. Auch die Überwachung und Koordination der Umbauarbeiten im Centrum II erschienen mir von Frau Patiño professionell und korrekt durchgeführt, vor allem was die Unmengen von Schreibarbeiten betrifft.

Für die geleistete Arbeit in Santa Cruz möchte ich mich bei allen Beteiligten ganz herzlich bedanken, zumal es nicht immer einfach ist, unter den Bedingungen dort eine derart hohe Qualität abzuliefern. Das Kuratorium sollte sich bewusst sein, dass hier bezüglich Diagnostik und Therapie hervorragendes geleistet wird.

Dr. med. R. Mütterlein
Parsberg, den 25.11.2014

Reisebericht Bolivien 2012

Meine Reise nach Santa Cruz/Bolivien 2012 – Dr. med. R. MütterleinDr. med. R. Mütterlein

Nach über 30 Stunden Flug und zwei Zwischenstopps lande ich in Santa Cruz. Die Stadt empfängt mich mit einer heißen und feuchten Hitze, an die ich mich nach dem nasskalten Wetter in München erst gewöhnen muss. Alle zwei Jahre komme ich hier her. Und trotz der strapaziösen Reise ist es immer wieder ein Erlebnis. Mein Kollege Dr. Gunther Loytved und ich betreuen das Kuratoriumsprojekt in Santa Cruz gemeinsam. Und da wir beide beruflich stark eingespannt sind, wechseln wir uns mit den Reisen ab. Santa Cruz liegt im südöstlichen Bolivien, ca. 550 km östlich von La Paz und ist mit über 1,6 Mio. Einwohner die größte Stadt des Landes.Santa Cruz hat in den letzten Jahren eine gewaltige Entwicklung durchgemacht. Es wurden unzählige neue Hochhäuser gebaut. Das Verkehrsaufkommen im Stadtverkehr hat deutlich zugenommen. Auf meiner Fahrt ins Centro I sehe ich viele neue und teure Autos. Der Verkehr fließt nur langsam und zäh voran. Bolivien ist etwa dreimal so groß wie Deutschland, hat aber nur 9 Mio. Einwohner. Es ist das ärmste Land Südamerikas. Da die Armut auf dem Land häufig noch größer ist als in den Städten, zieht es viele Menschen aus den ländlichen Regionen in die Stadt in der Hoffnung, dort Arbeit zu finden. Die Städte können diese Menschenmassen aber nicht fassen und platzen daher aus allen Nähten. So kommt es, dass viele Menschen auf engstem Raum und unter schlechten hygienischen Bedingungen leben. Sauberes Trinkwasser, Stromversorgung und Kanalisation sind meist nicht vorhanden. Dies begünstigt die Ausbreitung von Infektionskrankheiten, insbesondere der Tuberkulose.Da das staatliche Gesundheitssystem seit jeher schlecht ausgebildet ist und die Sicherung durch soziale Leistungen nur einem kleinen Prozentsatz der Bevölkerung zugutekommt, wurden in Santa Cruz mit Spendengeldern des Kuratoriums und des BMZ (Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung) 1982 und 1987 zwei Behandlungszentren für Tuberkulose-Kranke geschaffen.

In Zusammenarbeit mit dem bolivianischen Roten Kreuz baute das Kuratorium zuerst das Centro I im Zentrum von Santa Cruz auf. Damals gab es in Bolivien noch keinerlei nationales Hilfsprogramm zur Bekämpfung der Tuberkulose. In diesem Behandlungszentrum werden Menschen, die sich keinen Arzt leisten können, kostenlos auf TB untersucht und behandelt. Die Mitarbeiter des Centro I freuen sich über meinen Besuch und ich mich mit ihnen. Es ist immer ein freudiger und herzlicher Empfang. Ich begrüße die Leiterin des Zentrums, Ilona Patino. Die deutsche Krankenschwester ist der Liebe wegen nach Bolivien ausgewandert und leitet das Zentrum seit vielen Jahren vorbildlich mit großer Tüchtigkeit.Bei meiner Besichtigungstour stelle ich fest, dass an einigen Stellen im Centro I die Farbe an den Wänden abblättert. Einige Wände müssten auch ausgebessert und gestrichen werden. Wir beauftragen einen Maler, der die Schäden beseitigen soll. Auch bauen wir ein Regalsystem in einen Lagerraum ein. So kann dort besser Ordnung gehalten werden.

Das zweite Behandlungszentrum Centro II liegt in einem Vorort von Santa Cruz. Hier müsste dringend renoviert werden. In Deutschland wird bereits eine Spendenaktion vorbereitet.Den Mitarbeitern der Zentren steht für Botengänge, Hausbesuche, Einkäufe etc. eine zehn Jahre alte „Camionetta“ zur Verfügung. Das Auto ist noch in einem passablen Zustand, allerdings sind die Reifen abgefahren und der Zahnriemen müsste ausgewechselt werden. Da die Sicherheit der Mitarbeiter im Vordergrund steht und ein Auto bei den großen Distanzen unbedingt erforderlich ist, wird alles Nötige in die Wege geleitet.Bei unseren Besuchen planen Dr. Loytved und ich auch immer Zeit für Personalgespräche ein. Ich diskutiere mit Frau Patino wie sich einzelne Mitarbeiter entwickeln und welche Leistungen sie erbringen. Ich nehme mir auch Zeit für Gespräche mit den Mitarbeitern. Mit den Ärzten bespreche ich schwierige Fälle und gebe ihnen Ratschläge aus meiner langjährigen Erfahrung. Ich sehe mir auch die Laborräume an und spreche mit den Laboranten. Bei der Diagnosestellung einer TB ist eine qualitativ hochwertige und einwandfreie Labordiagnostik von enormer Bedeutung.

Die Betreuung und Behandlung von Patienten mit einer offenen Tuberkulose ist nicht einfach, denn Tuberkulose ist sehr ansteckend. Die Mitarbeiter müssen sich mit Atemschutzmasken und gründlicher Desinfektion selbst vor einer Ansteckung schützen. Im Labor muss sehr sorgfältig und vorsichtig mit den TB-Erregern gearbeitet werden. Hierfür ist viel Erfahrung, Aufklärung und Sorgfalt nötig. Die Behandlung einer Tuberkulose dauert etwa sechs Monate. Die Medikamente helfen auch nur, wenn sie regelmäßig eingenommen werden. Die Mitarbeiter der beiden Zentren verabreichen den Patienten täglich ihre Tabletten und müssen sie motivieren die Therapie trotz vieler Nebenwirkungen nicht abzubrechen. Denn sonst bestünde das Risiko einer Resistenzentwicklung. Das bedeutet, die TB-Erreger sind gegenüber den Medikamenten resistent bzw. die Medikamente sind nicht länger wirksam. Solche Resistenzen kommen mittlerweile schon weltweit vor und es gilt ihre weitere Ausbreitung zu verhindern. Denn in einem solchen Fall gibt es nur noch begrenzte bis keine Therapiemöglichkeiten mehr.Die Behandlung von Patienten mit solchen multiresistenten TB-Erregern ist immer schwieriger und dauert bis zu zwei Jahre. Es wurde daher die MDR-Arbeitsgruppe unter der Leitung von Dr. Encinas gegründet. Die Mitglieder treffen sich regelmäßig und beraten sich bezüglich Therapieoptionen bei einzelnen Patienten.Während meines Bolivien-Besuchs habe ich auch Vertreter des Roten Kreuzes -unseres Partners vor Ort- getroffen. Die Renovierung des Centro II soll –wenn Gelder dafür zur Verfügung stehen- gemeinschaftlich durchgeführt werden. Als ganz besonderes Ereignis bleiben mir die Patientenversammlungen, die ich sowohl im Centro I als auch im Centro II besucht habe, in Erinnerung. Bei diesen Treffen werden die Patienten über ihre Krankheit und die Behandlung aufgeklärt. Sie lernen wie sie sich und ihre Umgebung vor Ansteckung schützen und warum sie die Medikamente regelmäßig einnehmen müssen. Ich habe viele Patienten kennengelernt und einige getroffen, die ich schon von meinen letzten Besuchen her kannte. Viele haben mir Dankesbriefe an das Kuratorium mitgegeben. Es rührt mich in ihre glücklichen Gesichter zu schauen und zu wissen, dass sie dank unserer Hilfe geheilt werden konnten. Das zeigt mir einmal mehr, dass sich die ganze Anstrengung und Mühe lohnt!!!

Zum Abschied lädt mich das Personal beider Zentren zu einem kleinen Abendessen ein. Ich bringe auch etwas zu Essen mit. Es gibt Musik und wir haben einen lustigen Abend. Als ich wieder im Flugzeug nach Deutschland sitze, bin ich zufrieden mit meinem Besuch. Ich habe ein durchweg positives Bild unseres Projekts in Santa Cruz gewonnen. Die Mitarbeiter der beiden Zentren arbeiten professionell und sind motiviert. Frau Patino ist hierbei das Herzstück, das alles zusammenhält. Insbesondere das Centro I genießt in Bolivien mittlerweile einen sehr guten Ruf und ist zum Referenzlabor geworden. Ärzte und Laboranten aus anderen Städten lassen sich bei uns schulen und ausbilden.Das Centro II muss dringend renoviert und saniert werden, damit dort auch in Zukunft Patienten untersucht und behandelt werden können. Ich hoffe, dass hierfür genügend Gelder aufgetrieben werden können.

Und mit einem „İHasta la próxima!“ (Bis zum nächsten Mal) lehne ich mich in dem unbequemen Flugzeugsitz zurück.